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Internationale Tagung „Kant und die Zukunft der Menschheit“

10.06.2019 - Artikel
Internationale Tagung „Kant und die Zukunft der Menschheit“
Internationale Tagung „Kant und die Zukunft der Menschheit“© Peking Universität

Anlässlich der Gründung der chinesischen Kant-Gesellschaft wurde vom 7. bis 10. Juni an der Peking Universität die internationale Tagung „Kant und die Zukunft der Menschheit“ veranstaltet. Auf der 4-tägigen Tagung diskutierten 80 Teilnehmer, darunter renommierte Kant-Forscher aus Deutschland und den USA, über die Theoretische Philosophie, die Praktische Philosophie, die Religionsphilosophie, die Ästhetik-Konzeption von Kant sowie über die Beziehung zwischen Kants Philosophie und dem Östlichen Denken.

Katrin Buchholz, Leiterin des Kulturreferats der Deutschen Botschaft
Katrin Buchholz, Leiterin des Kulturreferats der Deutschen Botschaft© CASS


Katrin Buchholz, Leiterin des Kulturreferats der Deutschen Botschaft, sprach in ihrer Rede aus Perspektive der Diplomatin von Kants Philosophie. Weitere Reden hielten unter anderem Prof. Manfred Baum, Vorsitzender der Kant-Gesellschaft in Deutschland, Herr Wang Bo, Vize-Präsident der Peking Universität. Die Tagung gilt als ein wichtiges Ereignis für die chinesischen Kant-Forscher sowie für die Verbreitung der Deutschen Philosophie in China.

Volltext: Grußwort der Leiterin der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft anlässlich der Eröffnung der Kantgesellschaft an der Peking Universität

Die Teilnahme an einem Philosophenkongress ist für einen Regierungsbeamten nicht selbstverständlich… Platon hätte das jedenfalls gefallen, Kant vermutlich auch! Ich freue mich.

Es ist eine Ehre, heute hier zu sein und mit Ihnen gemeinsam die Eröffnung der Kantgesellschaft zu feiern. Kaum ein Philosoph hat mich in meiner bisherigen Karriere als Diplomatin mehr im politischen und moralischen Denken geschult.

Als Studentin, die in „Zum Ewigen Frieden“ las und an Europa dachte.

Der Philosoph aus Königsberg wäre wohl zufrieden gewesen mit der Entwicklung nach 1989/1990. Die zwischenstaatlichen Beziehungen verdichteten sich immer mehr zu einer internationalen Ordnung. Diese, gestützt auf das Völkerrecht, ächtete den Krieg und die Tyrannei und schützte die Menschenrechte.

In den Jahren im Auswärtigen Amt, vor allem den letzten Jahren im Ministerbüro: wo Außenminister Steinmeier und jetzt Außenminister Maas für den Multilateralismus kämpfen.

Der Philosoph aus Königsberg wäre mit den Entwicklungen der internationalen Politik in den letzten Jahren wohl weniger zufrieden gewesen. Ich erinnere an den Einmarsch RUS Truppen auf der Krim, den sog. „Islamischen Staat“ oder an die Zeit nach 2017, in der wir uns wieder intensiver mit dem Gegensatz von Idealismus und Neorealismus beschäftigen müssen.

Als Leiterin der Kultur- und Bildungsabteilung der Botschaft begegnet mir Kant wieder. Denn: die Begegnung mit den Künsten kann verhindern, dass aus Bildung ein trostloses Fitmachen wird. Erst das Wohlgefallen ohne alles Interesse, wie Kant es nennt, das jenseits von Funktionalität und Brauchbarkeit steht, macht den Menschen zum Menschen.

Vielleicht hätte es dem Philosophen aus Königsberg gefallen, dass an CHN Universitäten die Teilnahme an Kunstkursen für jeden Studenten verpflichtend wird.

Den Menschen zum Menschen zu machen. Deswegen nennen wir unsere Außenkulturpolitik auch eine Politik der Gesellschaften. Neben den wirtschaftlichen und politischen Beziehungen fokussiert die dritte Säule der Außenpolitik auf den vorpolitischen Raum. Wir sind überzeugt, dass im vorpolitischen Raum, nachhaltige und stabile Beziehungen zwischen den Staaten befördert werden können.

Zwischen China und Deutschland haben wir schon einiges erreicht. Zum Beispiel im Jahr 2012 mit der großen Ausstellung „Die Kunst der Aufklärung“ im Nationalmuseum in Peking.

Im 18. Jahrhundert werden die Künstler frei, sie lösen sich aus ihrem Dienst an der Macht und verlieren den propagandistischen Auftrag. Sie wollen nicht länger eingespannt werden, nicht zur Verherrlichung eines Herrschers und auch nicht, um für was auch immer zu missionieren.

Vielleicht ein bisschen wie der chinesische Künstler, der just kurz nach der Eröffnung der Ausstellung festgenommen wurde.

Wir hoffen, dass die Kant-Gesellschaft ähnlich wie die vielen deutschen Kultur- und Bildungsmittler in China, darunter das Goethe-Institut oder der Deutsche Akademische Austauschdienst, wichtige Beiträge zu dem Kulturaustausch leisten wird.

Hoffentlich mit einer starken, unabhängigen Stimme, die die praktische Vernunft zu Gehör bringt. Denn heute wie auch künftig geht es um nichts weniger als die „Zukunft der Menschheit“.

Im Namen der Deutschen Botschaft wünsche ich Ihnen für die Konferenz gute und fruchtbare Gespräche.




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